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postheadericon″20 Sekunden Lektüre: Prag, 1981″ – Paulo Coelho

Publiziert am 19 Juni, 2012 unter Philosophie
Gute Nachrichten

Nach Längerem mal wieder eine von Bestsellerautor Paulo Coelho geschriebene Kurzgeschichte “20 SEC READING: Praha, 1981“, die er am 11. Juni 2012 auf seinem Blog veröffentlichte. Die kurze Lektüre ist sogar eine wahre Geschichte aus Coelho’s Leben. Eine Erzählung vom Winter 1981 als Coelho in der tschechischen Hauptstadt Prag gemeinsam mit seiner Frau auf einen Maler traf.

Aus folgender Geschichte werden wir an die unmissverständliche Sprache unseres Herzens erinnert.

Hier ist sie für euch ins Deutsche übersetzt: Viel Spaß!

Hand aufs Herz, Herz in Hand, Sprache des Herzens, Kurze Lektuere, Sprache ohne Worte Paulo Coelho

katja irmschler  / pixelio.de

Einmal, im Winter 1981, spazierten meine Frau und ich zu Fuß durch die Straßen von Prag, als wir auf einen jungen Mann trafen, der die Gebäude um sich herum zeichnete.

Obwohl ich es fürchterlich fand, wenn ich beim Herumlaufen Dinge mit mir herumschleppte (und es gab noch mehr zu sehen), verlor ich mich in eine der Zeichnungen und beschloss, diese zu kaufen.
Als ich ihm das Geld gab, fiel mir auf, dass er keine Handschuhe trug – trotz des kalten Wetters (es hatte fünf Grad unter null).

“Warum trägst du denn keine Handschuhe”, fragte ich.

“Damit ich den Bleistift halten kann.” Und er fing an mir zu erzählen, wie er Prag im Winter liebe, es sei die beste Jahreszeit, um die Stadt zu zeichnen. Er war so glücklich über den Kauf, dass er beschloss ein Portrait von meiner Frau zu zeichnen, ohne irgendeine Gegenleistung.

Während ich darauf wartete, dass er die Zeichnung fertigstellte, wurde mir klar, dass etwas Seltsames passiert war: wir plauderten fast fünf Minuten lang miteinander ohne die jeweilige Sprache des anderen auch nur ansatzweise zu beherrschen.
Wir verständigten uns nur durch Gesten, Lachen, Mimik und dem Wunsch, etwas zu teilen.

Der einfache Wunsch etwas zu teilen ermöglichte es uns in die Welt der Sprache ohne Worte einzutauchen, wo alles immer klar ist und nicht das geringste Risiko, missverstanden zu werden besteht.

 

Quelle: Paulo Coelho’s Blog