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postheadericonGigantischer Damm der Maya entdeckt

Publiziert am 18 Juli, 2012 unter Wissenschaft
Gute Nachrichten

Neue Ausgrabungen aus der Mayastadt Tikal in Guatemala zeigen, dass ein gewaltiger, mehrschichtiger Damm mit Schleusen das viele Wasser der Stadt sammeln konnte. Das größte bekannte hydraulische Bauwerk des gesamten Mayagebiets wurde mit einfachsten Methoden zu einem erstaunlich effektiven Wassersystem, wie die Forscher im Fachmagazin “Proceedings of the National Academy of Sciences” berichten.

Hauptplatz in Tikal, Maya-Stadt

Hauptplatz der Mayastadt-Tikal in Guatemala.
Bild-Quelle: Oliver Brunner / pixelio.de

Das Volk der Maya hatte uns viel voraus: Schon vor 1.700 Jahren wussten die Maya bereits, wie man Trinkwasser filtert und in einer Art Kläranlage reinigt. Diese Anlage bestand aus zahlreichen Reservoiren, Kanälen und einer neu entdeckten Schaltstation. Diese Komponenten sorgten allesamt dafür, das Regenwasser nach Regenfällen optimal auf den vorhandenen Speicher zu verteilen und später bei Bedarf wieder abzuzapfen.

Vernon Scarborough von der University of Cincinnati und seine Kollegen schreiben: “Das hydraulische System der Maya war so clever konstruiert, dass es mehr als tausend Jahre lang die Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung dieser Region deckte”. Durch das ausgeklügelte System von Speichern, Leitungen und Dämmen, konnten die Maya das gesamte Jahr über mit Wasser auskommen. Und das obwohl es in diesem Teil Mittelamerikas nur zu bestimmten Zeiten im Jahr regnete und das Regenwasser zudem schnell im porösen Gestein des Kalkuntergrunds versickerte.

Grafik des neu entdeckten Palast-Damm in Tikal

Der neu entdeckte Palast-Damm grafisch dargestellt.
Bild-Quelle: R. Weaver

Der neu entdeckte dreischichtige Palast-Damm wurde ab dem Jahr 250 nach Christus errichtet, berichten die Archäologen. Er umfasst ein Volumen von mehr als 14.000 Kubikmetern Material und hat eine Länge von 80 Metern. Die Forscher schreiben, dass deren Ausgrabungen zeigen, dass der Kern des Damms aus passend zugehauenen Steinen besteht. Der Kern besteht aus einem massiven Wall aus Erde, mit Steinen verstärkt und darauf mit einer Deckschickt aus passend aneinander gefugten Steinen versiegelt worden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Palast-Damm dazu diente, dass Wasser, das von den gepflasterten Steinflächen in der Innenstadt Tikals abfloss, zu sammeln. Das gesamte Reservoir ist gewaltig, denn es konnte bis zu 75.000 Kubikmeter Wasser fassen – so viel wie 25 olympische Schwimmbecken. Außerdem gab es etwa 30 Zentimeter breite Schleusentore. Diese waren aus Steinplatten gemacht und durchbrachen den Damm in unterschiedlichen Höhen. Man konnte dadurch den Wasserstand in der gesamten Anlage regulieren.

Um aus dem Regenwasser Trinkwasser zu machen, bauten die Maya an den Ausflüssen mehrerer Reservoire Absetzbecken für Schwebstoffe und Sandfilter ein. Um organische Verunreinigungen aus dem Wasser zu filtern, könnten sie es zudem mit Maisgries vermischt und fermentiert haben, meinen die Forscher. Durch diesen Vorgang versetzen unzählige Bakterien die organischen Reststoffe.

Die Forscher sagen, dass zu jener Zeit bis zu fünf Millionen mehr Menschen im südlichen Tiefland Guatemalas lebten – das Zehnfache als heute in diesem Gebiet. Aber das damalige System der Maya habe die vorhandenen Ressourcen weit weniger stark ausgebeutet, als es bei der heute vorherrschenden Brandrodung, Weidewirtschaft und Landwirtschaft der Fall sei.

Klimaveränderungen waren natürlich auch zu damaliger Zeit vorhanden. Um sich diesen Veränderungen anzupassen, bauten die Maya ihr System mehrfach um und konstruierten Schaltstationen  mit denen das Wasser je nach Bedarf in die Speicher oder Wasserleitungen umgeleitet werden konnte.

Ein Volk 250 nach Christus schaffte also mit einfachsten Mitteln etwas so Intelligentes! Dann dürften solche Dinge doch für uns im Zeitalter der Maschinen und der künstlichen Intelligenz kein Problem mehr darstellen. Nehmen wir uns ein Beispiel. Auch die Forscher konstatieren: “Vielleicht können wir vom Verhalten unserer fernen Vorfahren und ihrer Landschaftsgestaltung noch einiges für unseren heutigen Umgang mit unserer Umwelt lernen”. Die simplen Methoden könnten dort angewendet werden, wo die westliche Technologie, finanzielle Mittel und Ressourcen fehlen.

Statt etwas gegen die Natur zu unternehmen, ging man mit ihr!

 

Quelle: scinexx