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postheadericonBiogas aus Küchenabfällen in Kairoer Haushalten

Publiziert am 20 Juni, 2013 unter Umwelt
Gute Nachrichten

Kleine, mit Küchenabfällen betriebene Biogasanlagen liefern in armen Stadteilen in Kairo das zum täglichen Kochen benötigte Gas. Eine deutsch-arabische Initiative zeigt den Bewohnern den Weg in die Unabhängigkeit bei der Energieversorgung. Die eigenen Küchenabfälle, die sonst in Plastiktüten entsorgt oder in die ohnehin überlastete und verstopfte Kanalisation gekippt würden, landen in der hauseigenen Biogasanlage, die aus zwei Plastikwannen und größtenteils recycelten Materialien besteht. Die Anlage, die null Emissionen freisetzt, spart der Familie etwa drei US-Dollar monatlich an Gaskosten. Das entspricht in dem Elendsviertel Darb El-Ahmar etwa der Höhe eines Tageslohnes, sagt Hussein El-Farag, der dort wohnt und eine solche Anlage besitzt.

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Methangas aus Bioabfällen versorgt Kairos Haushalte.
© RainerSturm / pixelio.de

Die Anlage fasst etwa 1.000 Liter und wandelt organische Küchenabfälle in Methangas um, das zum Kochen und Erhitzen verwendet wird. Der ganz normale Haushaltsmüll wie Essensreste, Teeblätter und schimmliges Brot, wird über Nacht eingeweicht und anschließend in den Tank gekippt, der eine mit Bakterien versetzte Flüssigkeit enthält, die die Abfälle zersetzen. Das dabei entstehende Methangas wird über ein Rohr zum Küchenherd der El-Farags geleitet. Der Ägypter zapft jede Woche einige Liter schwarze Flüssigkeit aus dem Tank ab und erläutert: “Ich fülle des Gebräu in Flaschen ab und verkaufe es als organischen Dünger im Gartenhandel.”

Die Anlage wurde im Jahr 2008 gebaut und kostete damals keine 180 US-Dollar. Auf Grund Ihres einfachen Aufbaus muss sie nicht gewartet werden. El-Farag sagt: “Ägypten braucht solche Systeme. Wir haben viel mehr organische Abfälle als früher, als unsere Schweine noch lebten.” Im April 2009 wurden in Ägypten landesweit die Schweine geschlachtet, um die Ausbreitung der Schweinegrippe zu verhindern. Die Vielfraße leisteten einen wichtigen Beitrag im traditionellen Müllverwertungssystem in Kairo, denn sie vertilgten bis zu einem Drittel der 20.000 Tonnen Müll, die täglich von den 18 Millionen Einwohnern in Kairo produziert werden. Seitdem die Schweine weg sind, landet der organische Müll in den Abwasserkanälen und auf Müllkippen. Beide sind stark überlastet und der verfaulende, stinkende Müll zieht Ratten und Fliegen an, die als gefährliche Krankheitsüberträger gefürchtet sind.

El-Farag erzählt, dass der Bau von Biogasanlagen von Solar-CITIES gefördert und bezuschusst wird. Solar-CITIES, eine Non-Profit- Initiative aus Essen entwickelt nachhaltige Energietechnik für arme Familien. Man hat sich bereits am Bau von sechs Biogasanlagen und einfachen Solar-Wasserboilern in Kairo beteiligt, jedoch wurde die Finanzierung von der Regfierungsseite zwischenzeitlich eingestellt. Der Solar-CITIES-Koordinator Hanna Fathy bedauert: “Die Regierung bietet keine Anreize für Familien, die zu sauberer Energie wechseln wollen. Deshalb bleiben sie bei der günstigsten kurzfristigen Lösung, nämlich dem Kauf von Gasflaschen.”

Mehr als zwölf Millionen Haushalte in Kairo sind auf Butangasflaschen angewiesen. Der von der Regierung subventionierte Preis liegt bei 1,15 Dollar im Einzelhandel. Die Flaschen reichen für etwa zwei Wochen. Die hohen Subventionskosten schaden der ägyptischen Wirtschaft und die Verknappung des importierten Butangases führt immer wieder zu langen Warteschlangen bei den Verteilstationen. Außerdem sind Butanflaschen gefährlich und können bei unsachgemäßer Behandlung leicht explodieren.

Mohamed Rageb, ein Elektriker, dessen Ehefrau bei einem Butangasunfall 2010 schwer verletzt wurde, hat ein Darlehen aufgenommen, um sich eine Biogasanlage auf seinem Balkon selbst zu bauen. Er argumentiert wie folgt: “Ich denke, sie sind sicherer und sparen Zeit. Denn ich muss nicht mehr nach Gasflaschen anstehen.” Bis er sein Darlehen abgezahlt hat, können Jahre vergehen, aber er ist zuversichtlich, dass er die Ersparnis bei den Energiekosten steigern kann, denn er ist sich sicher, dass die in der Finanzklemme steckende Regierung die Subventionen für die Butangasflaschen abbauen wird.

“Jedem der vielen ärmeren Einwohner von Kairo seine eigene Biogasanlage”, das wäre doch ein Motto für die Regierung in Ägypten beim nächsten Wahlkampf! Umweltfreundliche, ungefährliche, nachhaltige und unkomplizierte Kreislaufwirtschaft.

 

Quelle: klimaretter.info

Herzlichen Dank an Mika für den Tipp! :-)